Dante - Göttliche Komödie
100 + 2 Bilder (2014 - 2017)
Von der Idee zur Bildgestaltung
Angeregt durch mehrere Arbeiten zum Thema "Apokalypse" im Jahre 2013 faszinierte mich unweigerlich die farbliche und formale Auseinandersetzung mit der genialen Dichtung von Dante, seiner Divina Commedia.
Sie beinhaltet eine ungeheure Fülle an Scenen, Personen- und Landschaftsbeschreibungen von der Antike bis zum Mittelalter und ist in ihrer Dramatik kaum zu überbieten.
Dieser Größe und Dramatik wollte ich mit meiner malerischen und formalen Bildgestaltung Rechnung tragen. Dazu griff ich auch auf verschiedene Stilelemente der Kunstgeschichte zurück und bediente mich entsprechend meinem Gusto einer sehr farbigen und ausdrucksstarken Malweise.
Die Arbeiten sind durchweg auf Papier mit Leinprägung in Mischtechnik, vor allem Acryl und Frabstiften, erstellt. Es wurde bewusst nicht auf Leinen in gleichem Format gemalt, um beim Herstellungsprozess die Bildgröße variieren und an den Bildinhalt anpassen zu können. Das lässt auch eine spätere Präsentation hinter Glas zu, welche die Wirkung nicht unwesentlich steigern wird. Zur Vereinheitlichung ist diese Präsentation im gleichen Rahmen von 50 x 50 cm beabsichtigt.
Auf Grund des außerordentlichen Umfanges der Divina Commedia - 100 Gesänge - entschied ich mich für eine weitgehend gegenständliche Darstellungsweise. Dazu bediente ich mich oft der Collagetechnik. Sie begünstigte ein zügiges und stiloffenes Arbeiten und ließ mir alle Möglichkeiten , auf einen Fundus freier Fotos und Drucke als auch eigener gescannter Bildausschnitte zuzugreifen. Diese wiederum veränderte ich farblich und formal so stark, dass sie eine neue Wertigkeit und Bedeutung bekamen. Ihr Ursprung ist somit für den Betrachter meist nicht nachvollziehbar.
Die Darstellung von Dante und Virgil wurde bewusst schablonenhaft gewählt und aus der Figur in Inferno reduzierend entwickelt. Beide sind nicht Akteure sondern Zuschauer oder Kommentatoren.
Inferno 34 Gesänge
Prolog 30,0 x 26,0 cm Inferno I 28,0 x 26,0 cm
Aufbruch - Dante verirrt sich im dunklen Wald und
wird von wilden Tieren bedroht.
Inferno II 27,9 x 27,8 cm Inferno III 29,6 x 28,0 cm
Virgil - Beatrix schickt Dante Virgil als ständigen Charon - Der Höllenfürst überquert mit den
Begleiter und Führer. Sündern im Nachen den Acheron.
Inferno IV 29,0 x 23,0 cm Inferno V 38,0 x 28,0 cm
Die Ungetauften - Dante und Virgil treffen auf Minos der Totenrichter - Die sich Liebenden,
Homer, Horaz, Ovid und Lucan. Zusammen bilden der Wolllust ergeben, im höllischen Orkan
sie den Kreis der Weisen.
Inferno VI 34,0 x 28,0 cm Inferno VII 29,0 x 28,0 cm
Cerberus, der Höllenhund - Der Wächter bellt Verschwender und Geizhälse - Die Schatten
die Schatten an, die dort am Boden liegen. wirbeln zusammen: Im Schlamm steckend stoßen
sie einander.
Inferno VIII 29,0 x 27,0 cm Inferno IX 27,8 x 26,2 cm
Phlegyas, der Fährmann - Virgil und Dante Die Erynnen - Die Höllenfurien, blutüber -
werden zur brennenden Stadt Dis übergesetzt. strömt, mit Schlangen den Körper umgürtet
Inferno X 34,0 x 28,4 cm Inferno XI 37,5 x 27,5 cm
Die Ketzer - Sie stecken bis zur Hüfte in Gräben Die Fälscher - Dante und Virgil steigen ins
fest und beklagen ihr Schicksal. Felsengeklüft stufenweise zu verschiedenen
Kreisen hinab.
Inferno XII 34,0 x 23,8 cm Inferno XIII 34,8 x 27,6 cm
Die Zentauren - Der Zentaur Nessus setzt Die häßliche Harpyr - Die Verkünderin
Dante und Virgil über den Blutstrom. zukünftigen Leides, die ihr Nest auf mensch -
lichen Bäumen baut.
Inferno XIV 32,4, x 27,6 cm Inferno XV 32,8 x 27,6 cm
Die Gotteslästerer - Große Feuerflammen Die Sodomiten Dante beklagt nur ihre
fallen auf die Sünder und den glühenden Sand. Pflichtverletzung gegenüber dem Staat und
den Mitmenschen.
Inferno XVI 35,4 x 28,2 cm Inferno XVII 28,4 x 31,0 cm
Die Sittenverderber - Dante trifft drei Das Seeungeheuer - Geryon trägt Dante und
Florentiner Zeitgenossen. Virgil hinab durchs Wasser an den Rand einer
senkrechten Wand.
Inferno XVIII 30,0 x 23,4 cm Inferno XIX 33,0 x 27,6 cm
Die Betrüger - Dante und Virgil blicken vom Die Wucherer - Die Päpste büßen für ihre Raff-
hohen Brückenbogen auf die im Kot versinkenden gier kopfüber in brennenden Erdlöchern.
Sünder.
Inferno XX 30,4 x 28,0 cm Inferno XXI 33,2 x 27,6 cm
Die falschen Propheten - Mit verdrehten Köpfen Die Betrüger - Teufel treiben mit ihnen ihr Spiel,
rennen sie umher. tauchen sie in Pech unter und greifen sie mit Haken.
Inferno XXII 28,0 x 28,0 cm Inferno XXIII 34,0 x 27,2 cm
Die Käuflichen - Überall Teufel, welche die Sünder Die Heuchler - Wegen ihrer Gier büßen sie in
jagen und quälen. bleischweren Kutten.
Inferno XXIV 38,0 x 31,8 cm Inferno XXV 36,0 x 33,8 cm
Die Diebe - Zur Strafe in der Schlangengrube Die Räuber - Schlangen überfallen die Sünder.
gefangen. mutieren zu neuen Wesen.
Inferno XXVI 41,4 x 34,0 cm Inferno XXVII 33,8 x 33,8 cm
Die Listenreichen - Ulysseus und Diomedes büßen Die betrügerischen Ratgeber - Auch wenn du
in den Flammen für ihre Tücke. im sündigen Leben bereust, holt dich der Teufel.
Inferno XXVIII 38,4 x 33,6 cm Inferno XXIX 31,6 x 28,2 cm
Zwietracht und Spaltung - Die apokalyptische Die Testaments- und Geldfälscher -
Zerfleischung der Leiber. Immerwährender Aussatz als Strafe. Sie kratzen und
beißen sich, rasend vor Schmerzen.
Inferno XXX 39,2 x 34,4 cm Inferno XXXI 39,8 x 32,4 cm
Die Fälscher - Die Menschenfresser Die Giganten - Die Widersacher des Jupiter
Inferno XXXII 34,0 x 32,0 cm Inferno XXXIII 32,8 x 24,6 cm
Die Verräter - Im Eis gefangen Die Bestrafung des Grafen Ugolino - Mit seinen
Kindern im Hungerturm gefangen. Nach fünf Tagen
war sein Hunger stärker als die Trauer über die toten
Kinder.
Inferno XXXIV Der Läuterungsberg -
Virgil und Dante verlassen die Hölle und sehen am
Nachthimmel die Sterne.
Dante Alighieri ( 1265 - 1321 )
Dante wurde in Florenz geboren. Schon als Kind verlor er seinen Vater. Seine Mutter vermittelte ihm eine sehr gute Erziehung, u.a. bei dem Gelehreten und Staatsmann Brunetto Latini.
Später als politischer Mensch war Dante in die Entscheidungen und Intrigen des Stadtstaates involviert. Trotz seiner Wahl zum Prior von Florenz im Jahre 1300 wurde er in die Machtkämpfe zwichen den Parteien verwickelt. Der Vorwurf der Parteiennahme durch seine politischen Gegener führte 1302 zu seiner Verbannung und einem späteren Todesurteil in Abwesenheit. Aus dieser Verbannung kehrte er nicht mehr zurück , sondern hielt sich abwechselnd am Hofe verschiedener Gönner auf, wie z.B. der Familie Cane in Verona.
1321 starb er in Ravenna. Hier ist er auch begraben.
In der Mitte des Lebens, also um 1300, begann Dante mit der Commedia, an der er wohl bis zu seinem Tod gearbeitet hat. Das Werk ist ungewöhnlich für seine Zeit, ist es doch in italienischer (toskanisch) Sprache abgefasst.
Seine Dichtung ist einzigartig. Sie belegt ein ungeheures Wissen, sein ausgeprägtes Rechtsbewusstsein und die Schaffung einer neuen Dichtkunst. Sein Stil ist klar und präzise, knapp und anschaulich.
Dante spannt darin sowohl den Bogen von der Antike zum Mittelalter als auch mit seinen Visionen den zur anbrechenden `Neuen Zeit`.
Purgatorio 33 Gesänge
Purgatorio I 40,4 x 34,6 cm Purgatorio II 31,6 x 23,6 cm
Der Wächter - Der Wächter des Purgatorio Der Engel - Ein Engel bringt die Schattenlosen
empfängt Dante und Virgil an den Fuß des Läuterungsberges.
Purgatorio III 36,4 x 32,8 cm Purgatorio IV 38,6 x 28,8 cm
Vor dem Läuterungsberg - Virgil und Dante auf Mühseliger Aufstieg - Der mühselige Aufstieg
der Suche nach dem richtigen Weg. beginnt.
Purgatorio V 34,8 x 34,6 cm Purgatorio VI 34,2 x 36,4 cm
Die Begegnung - Die Schattenlosen erkennen Dante Dante und Sordello - Dante und Sordello beklagen
an seinem Schatten. die Uneinigkeit Italiens und die Kriege zwischen
den Städten.
Purgatorio VII 40,2 x 34,6 cm Purgatorio VIII 34,2 x 21,6 cm
Die Klage der Könige - Die einstigen Könige beklagen ihr Die Schlange - Zwei Engel schützen das Tal vor
Schicksal. der Schlange
Purgatorio IX 38,0 x 34,2 cm Purgatorio X 39,0 x 30,0 cm
Der Torwächter - Dante erhält am Tor zum Läuterungs- Die Stolzen - Gebeugt durch die Last ihrer Schuld
berg die Insignien der 7 Todsünden.
Purgatorio XI 35,2 x 34,4 cm Purgatorio XII 35,6 x 28,2 cm
Die Ruhmsüchtigen - Gespräch über die Vergänglich- Die Neider - Dante schaut in Bildern und Szenen
de Ruhms am Beispiel des Malers Cimabue. der Antike die Bestrafung der Neider.
Purgatorio XIII 26,4, x 28,8 cm Purgatorio XIV 34,4, x 34,8 cm
Die Neider - Ihnen werden die Augen mit Draht Die Neider - Virgil mahnt Dante.
verschlosssen.
Purgatorio XV 34,4, x 27,2 cm Purgarorio XVI 38,4 x 31,8 cm
Der Bote - Er lädt ein tum Höhersteigen. Der Zorn - Virgil leitet Dante durch dichten
Nebel.
Purgatorio XVII 34,0 x 34,0 cm Purgatorio XVIII 39,4 x 33,8 cm
Die Liebe von Natur - Reflexion über die Liebe. Visionen - Dante werden Gedanken zu
Träumen.
Purgatorio XIX 37,2 x 29,2 cm Purgatorio XX 33,8 x 35,8 cm
Der Geiz - Dantes Traum Der Geiz - Dante klagt erneut über Papst
Bonifatius VIII. .
Purgatorio XXI 37,6 x 33,4 cm Purgatorio XXII 35,4 x 38,4 cm
Der Geiz - Begegnung mit Statius, dem römischen Die Verschwendung - Auf dem Kopf stehende
Dichter der Antike Bäume verhindern deren Ernte.
Purgatorio XXIII 33,4 x 36,6 cm Purgatorio XXIV 32,4 x 34,4 cm
Die Schlemmerer - Die Sünder mit ausgemergelten Die Feuerwand - Ein Engel weist den Weg zum
Leibern "Frieden".
Purgatorio XXV 36,4 x 34,0 cm Purgatorio XXVI 33,2 x 37,4 cm
Die Wollüstigen - Virgil und Dante bewegen sich Die Unzüchtigen - Immer wieder sich küssend
am flammenden Abgrund. und Sodom und Gomorrha rufend
Purgatorio XXVII 37,4 x 32,4 cm Purgatorio XXVIII 38,4 x 33,8 cm
Virgils Abschied - Dante ist jetzt "frei". Der Eintritt in den Gotteswald - Dante
begegnet Lethe und Matelda.
Purgatorio XXIX 32,8 x 37,8 cm Purgatorio XXX 35,0 x 28,0 cm
Die göttliche Prozession - Ein großes Ereignis Das Idol - Dante begegnet endlich Beatrice.
kündigt sich an.
Purgatorio XXXI 31,2 x 28,0 cm Purgatorio XXXII 34,0 x 36,6 cm
Die Beichte - Zur Buße und Läuterung taucht Das irdische Paradis - Der Wandel der Kirche
Beatrice Dante unter.
Purgatorio XXXIII 36,4 x 28,0 cm
Die Läuterung - Dantes Aufstieg zu den Sternen.
Paradiso 33 Gesänge
Paradiso I 35,8 x 34,2 cm Paradiso II 37,0 x 34,0 cm
Empor - Dante und Beatrice schweben dem Mondsphäre - Beatrice erklärt die Helligkeit
Licht entgegen. der Sterne.
Paradiso III 33,8 x 33,6 cm Paradiso IV 31,6 x 22,4 cm
Begegnung - Seelen, die das Gelübde nicht erfüllt Der unbezwingbare Wille - Disput über
haben. und Wahrheit.
Paradiso V 39,4 x 34,2 cm Paradiso VI 34,4 x 37,2 cm
Iphigenie - Ihr Opfer auf Grund eines törichten Kaiser Justinian - Wiederherstellung der Römischen
Gelübdes des Agamemnon. Einheit in Glauben und Recht.
Paradiso VII 22,6 x 26,4 cm Paradiso VIII 35,8 x 34,4 cm
Christi Opfertod - Die tiefe Buße für die Abkehr des Aufstieg in den Jupiterhimmel - Der Tanz der
Menschen von der Wahrheit. strahlenden, heiligen Seraphinen.
Paradiso IX 36,1 x 34,4 cm Paradiso X 34,4 x 36,2 cm
Die Lichter - Reflexion über Vergangenheit und Zukunft Die "Kraft" und die "Liebe" - Konstellation des
göttlichen Himmels
Paradiso XI 37,8 x 32,6 cm Paradiso XII 36,2 x 37,4 cm
Das heilige Vorbild - Stigmatisierung des HL. Franziskus Zwei Lichtkreise - Umringt von Flammenzungen,
Gelehrte und Propheten
Paradiso XIII 28,4 x 27,2 cm Paradiso XIV 35,8 x 33,8 cm
Lichterkreis - Die Kunst, die Wahrheit zu finden Der rot leuchtende Mars - Das heilige Zeichen der
der Strahlen als Kreuz der Lichter
Paradiso XV 32,2 x 31,0 cm Paradiso XVI 37,0 x 33,8 cm
Der Urahn - Beschwörung der friedfertigen Vergangenheit Die Lilie - Die Farbe des Friedens oder des Krieges
von Florenz
Paradiso XVII 33,8 x 29,2 cm Paradiso XVIII 32,2 x 35,2 cm
Die Vorsehung - Dante wird aus Florenz vertrieben werden. Der Jupiterhimmel - Dante schaut den Kosmos.
Paradiso XIX 36,2 x 33,8 cm Paradiso XX 36,2 x 33,8 cm
Der Jupiter-Adler - Sinnbild des idealen und gerechten Die Gerechten - Bedeutende Männer der
Herrschers Religionsgeschichte
Paradiso XXI 35,4 x 35,4 cm Paradiso XXII 36,8 x 34,4 cm
Im Saturnhimmel - Engel und Propheten auf der Einsiedler und Mönche - Über100 Sphären im
Jakobsleiter Strahlenkranz
Paradiso XXIII 33,4 x 34,4 cm Paradiso XXIV 34,0 x 33,4 cm
Im Fixsternhimmel - Scharen lichter Geister begegnen Dante. Dante trifft Petrus - Was ist der rechte Glaube?
Paradiso XXV 34,6 x 34,8 cm Paradiso XXVI 33,6 x 33,6 cm
Die Lichtfülle - Dante ist geblendet. Adam - Erklärung der Sprachenvielfalt
Paradiso XXVII 32,0 x 33,8 cm Paradiso XXVIII 31,8 x 32,8 cm
Petrus klagt an - Schmährede auf das Papsttum Im Kristallhimmel - Im Angesicht des zentralen Lichtes.
Paradiso XXIX 34,0 x 33,6 cm Paradiso XXX 35,6 x 32,8 cm
Im Gleichklang - Sonne und Mond Der göttliche Blütenfluss - Engel wir lebend'ge
Funken
Paradiso XXXI 34,2 x 29,8 cm Paradiso XXXII 28,8 x 27,0 cm
Die Friedensflamme - Die Himmelsrose als Huldigung der Maria - Die Lobpreisung der
Versammlung der Auserwählten. der Engel.
Paradiso XXXIII d = 37,6 cm Epilog 36,2 x 27,5 cm
Vanitas - Am Ende der Reise
Die Bilder werden nicht einzeln abgegeben sondern nur im Teilzyklus oder in Gänze.
Teilzyklus: 12.000,00 €
Gesamt : 33.000,00 €
Selfpublisher
2018 habe ich alle Bilder zu Dantes Divina Commedia mit Texten und Kommentaren als
Buch herausgebracht : 210 x 240 cm, 120 Seiten, Paperback Umschlag
Es wurde bereits in die Deutschen Nationalbibliothek aufgenommen und wurde auf der Buchmesse 2018
in Frankfurt präsentiert. ISBN 978-3-00-059730-5
Es wurde auch in die Bibliothek der `Deutschen Dante - Gesellschaft e.V.`, Weimar aufgenommen.
Dieses Buch kann direkt bei mir per E-Mail - artfernando@t-online.de - zum Preis von 30,-- € (inkl. Porto/Verp.) gegen Vorkasse bestellt werden.
Kommentar des Kurators Matthias Oppermann ( mit freundlicher Genehmigung) anlässlich der Ausstellung "Dantes Inferno" in der Galerie Morgenland, HH, im Juli 2018.
"Liebe Gäste, lieber Ferdinand,
Dantes `Commedia`beginnt mit folgenden Sätzen (Übersetzung Kurt Flasch):
Ìn der Mitte unseres Lebensweges kam ich zu mir in einem dunklen Wald. Der rechte Weg war verfehlt. Ach, wie schwer ist es, davon zu sprechen, wie er war, dieser Wald, so wild, so rau so dicht! Wenn ich nur daran denke, kommt mir wieder die Angst. Bitter war er, fast der Tod.
Ein Mann in der Mitte seines Lebens macht sich auf den Weg. Eine Midlifecrisis könnte man heute sagen. Wie in einem Traum weiß er nicht, wie er an diesen Ort gelangt ist. Er befindet sich in einem engen Tal, an deren Ende ein Hügel aufsteigt.
Weiter heißt es:
`Da kam plötzlich fast am Fuße des Hangs ein Gepard mit geflecktem Fell, sehr schnell und wendig. Er wich nicht aus meinem Gesichtskreis, sondern verlegte mir den Weg; mehrmals war ich dabei umzukehren. (...) Aber da sah ich einen Löwen kommen, und es erfaßte mich neue Angst. Er lief auf mich zu, mit erhobenem Haupt und großem Hunger; es war als zitterte selbst die Luft vor ihm. Und dann kam eine Wölfin, mager, aber sichtlich vor Gier, schon viele Menschen hat sie elendes Leben gebracht. Ihr Anblick versetzte mich in schwerste Angst, ich gab die Hoffnung auf. die Höhe zu`erreichen. `
Hier begegnet er drei Tieren, einem Wolf, einem Löwen und einem Gepard, Metaphern für Gier, Machstreben und Wollust. Er begegnet seinen eigenen Lastern - und den Verbrechen, die er in dem Gedicht darstellt, anprangert und bestrafen läßt. Später wird ihm vorgeworfen werden, dass er und nicht Gott in dem Gedicht als eigentlicher Richter auftritt.
Er ist zutiefst erschrocken. Der Weiterweg ist ihm versperrt. Hier erscheint Vergil, der sich wie eine Vaterfigur an seine Seite stellt, ihm die Angst nimmt und ihm berichtet, dass ihn Beatrice geschickt habe und er ihn zu ihr führen solle. Beatrice, eine junge Frau, `so selig und so schön...ihre Augen leuchten mehr als ein Stern` heißt es im Text, eine platonische Jugendliebe, der er sein erstes Werk `Vita Nova` gewidmet hatte. Er begegnet hier seiner Vergangenheit, der Angebeteten von früher und dem Vorbild in seiner Dichtkunst. Nun ist er nicht mehr verloren und kann sich dem zu gehenden Weg stellen. Sie müssen durch die Hölle, dann den Läuterungsberg besteigen, um zu Beatrice und durch das Paradies in den Himmel zu den Sternen und Gott zu gelangen.
Dante begibt sich wie Orpheus auf eine Reise , die ihn in Sphären führt, zu denen wir keinen Zutritt haben. Wenn ein Künstler wie Ferdinand Dammann zu jedem Gesang der Commedia ein Bild gemalt hat, es sind 100 Gesänge, dann hat er auch eine Reise gemacht:
A.m 2.1.2014 schrieb er in einer Mail an Freunde unter Betrff Àpokalypse`:
Hi, noch im Jahreswechseltaumel habe ich die Apokalypse fertig gestellt. Vor ein paar Wochen hat mir eine Kollegin einen Bildband über flämische Malerei des Mittelalters überlassen. Von den Motiven und der malerischen Qualität war ich natürlich angetan. Das Weltengericht von Roger van der Weyden hat mich besonders angeregt. Als ich in einer spontanen Sitzung den Hintergrund mit Acrylfarben angelegt hatte, war mir gleich klar, dass einige Figuren mein Bild gestalten können. ...Nun sollen die bisherigen Arbeiten zur Apokalypse den Einstieg in die Auseinandersetzung mit Dante`s `Göttliche Komödie` bilden. Ich werde sie wohl unter Nummerierung in die gesamte Serie - 100 Arbeiten - mit einbeziehen. Das wird mich wohl die nächsten 2 - 3 Jahre beschäftigen, wenn ich von einem normalen Pensum von 25 - 30 Arbeiten/Jahr ausgehe.
Im Januar 2014 begann Ferdinand Dammann seine Reise.
Er schreibt ein wenig später:
...der Anfang ist gemacht und viele Türen tun sich auf und beim Tun sprudeln die Ideen. Das war ein großes Stück Arbeit mit viel Probieren, Verwerfen usw., wie ich es von mir kenne und plötzliche entstand aus der Abdeckschablone für ein anderes Bild diese für mich überzeugende Lösung. Der `Lorbeerkranz`sowie die Profildarstellung zitieren alte Darstellungen von Dante, die Arabeske unten rechts ist eine Kopie einer alten Miniatur aus der Bibliotheca Nazionale Marciana, Venedig. So will ich den Rahmen spannen von der historischen Darstellung zu meiner eigenen Interpretation...ich werde viel Kopieren und Collagieren, um etwas ganz Eigenes und Neues zu erschaffen, welches meiner Art zu malen und kreieren entspricht.
Auch er läßt sich wie Dante von alten Bildern führen, um dann seinen eigenen Weg zu gehen.
Was Dante uns vermittelt, ist, dass jeder von uns diese Reise machen kann. So heißt es in einem Katalog zur Göttlichen Komödie aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler. Gerade weil Dante`s Reise eine sehr persönliche Angelegenheit ist, kann der Text nur übersetzt bzw. interpretiert werden. Das heißt, er wird auch immer zur eigenen Reise. Dabei geht es nicht um Dante oder die Göttliche Komödie, sondern um etwas Universelles, etwas was uns alle, unabhängig vom Glauben oder unseren Überzeugungen, im Innersten berührt: unser Verhältnis zum Jenseits. Letztendlich geht es darum, die Endlichkeit ins Visier zu nehmen.
Die Göttliche Komödie entstand zwischen 1307 und 1321 während Dantes Verbannung aus seiner Vaterstadt Florenz, in die er nicht wieder zurückkehren sollte. Sein Status als politisch Ausgestoßener bewog ihn zur Reflexion über die Zustände der Zeit, sodass er seine Gedanken zu den politischen, gesellschaftlichen und religiösen Bedrängnissen auf dem Hintergrund des umfassenden Bildapparates seiner Epoche in sein Epos fließen ließ. Die Protagonisten der Göttlichen Komödie sind zeitgenössische, historische und mythologische Figuren, die in ihrem Schicksal oder ihren Taten die menschliche Gesellschaft und die politischen Verhältnisse von der Antike bis zum zeitgenössischen Mittelalter repräsentieren. In seinem Epos reflektierte Dante theologische, politische und moralische Fragen. Beim Lesen 700 Jahre später stellt man fest, dass sich vielleicht die Verkleidung der Themen, der Stil und die Ästhetik der Darstellung geändert hat, aber die von Dante verhandelten Themen nicht. Ein vorherrschendes räumliches Element in dem Epos ist die Kreisstruktur. So wird die Hölle in Kreisen eingeteilt, durch die Dante und Vergil in einer Art von Spirale hinabsteigen. Sie kommen tiefer hinein in die Erde, auf der deren anderer Seite auf dem Läuterungsberg und im Himmel in Kreisen immer höher hinauf. Die Kreisstruktur bleibt erhalten, wie ein Hinwis auf das ewig Wiederkehrende. Es ändern sich die Sitten, aber die menschliche Natur hält uns in einem ständigen Wiederholungszwang gefangen. So sind die Religionskriege und die Spaltung der Welt aufgrund glaubensdogmatischer Widersprüche ebenso aktuell wie soziale Ungleichheit und moralische Defizienz.
Das mag ein Grund sein, warum Dante`s Commedia immer wieder Künstlerinnen und Künstler inspiriert, diese Reise mit eigenen Mitteln auf sich zu nehmen.
Dante, der von 1265 bis 1321 gelebt hat und von dem kein "authentisches" Porträt existiert, wird meist stilisiert mit Lorbeekranz, markanter Nase und heruntergezogenen Mundwinkeln dargestellt. Schon früh wurde Dante in der Rezeption der Stadt, die ihn verbannt hat, zum politischen Instrument, sin Werk stichhaltiges Argument in einer Stadtpolitik, die sich der Kultur und Kunst zur Identitätssicherung bediente. Im Jahr 1465 zu seinem 200. Geburtstag gab die Stadt Florenz ein Gemälde für den Florentiner Dom in Auftrag, das die `Göttliche Komödie`, den Dichter in Beziehung zu Florenz setzen sollte. Der Dichter, der 1302 aus seiner Heimatstadt verbannt und mit der Todesstrafe belegt worden war und Florenz nie wieder betreten hatte, wurde rehabilitiert und könnte als Dichter gekrönt wieder in seine Geburtsstadt zurückkehren. `Man kann ebenso gut `Dantes Florenz`wie `Florenzens Dante`sagen insinuierte damals der Philisoph Marsalio Ficino. Der Dichter garantierte die Strahlkraft der Stadt und ermahnt gleichzeitig den Verweis auf die Hölle zum richtigen politischen Handeln. 1900 bis 1907 ließ die Kommune von Florenz fünfzig marmorne Inschriften mit ausgewählten Terzinen aus der Commedia an Häuserfronten, Straßenecken und Plätzen anbringen. Der Stadtraum selbst wird kodiert und die Architektur trägt Dante`s Sprachgewand: Es ist nun tatsächliche Dantes Florenz.
1555 wurde Dante`s `Commedia` erstmals `La divine comedian`betitelt. Ende des 16. Jahrhunderts entstand eine große Debatte über Dante`s literarischen Wert Ab 1600 verblasste sein Bild im öffentlichen Raum. Erst nach 200 Jahren, spät im 18. Jahrhundert wurden in Florenz die alten Dantebilder reaktiviert, zunächst aufgrund des Interesses vieler Reisender, die auf Spuren `ihres Dante`s`Florenz durchstreiften. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde Dante zum Inbegriff der entstehenden Nation. Dante wird zur Personifikation gesamtitalienischer Identität, die von der toskanischen Kultur ausgeht.
Es ist die Frage. warum ein Maler aus der heutigen Zeit, den Dantestoff durchlebt und im Sinne de Wortes durcharbeitet. ...Ferdinand Dammann hatte sich zunächst mit der Apokalypse beschäftigt und dann den Dante in Angriff genommen. Die Darstellung apokalyptischer Traumwelten erreichte in Dante`s Commedia literarisch seinen Höhepunkt. Die Sprache der Apokalypse ist die Sprache des Traums. Der Apokalyptiker schert sich weder um das Gesetz des logischen Ausschlusses noch um das sezierende Nein, das den Dichter dazu angehalten hätte, seine Aggressionen zu zügeln und seine Wort- und Bilderwahl im Stil der Ranaissance-Ästhetik Petrarcas aufzupolieren. Die Klaviatur apokalyptischer Visionen kennt keine Löschtaste..Die Commedia entstand in einer politische bedrohlichen Situation, die Dante am eigenen Leib erlebt hatte. Der Ruf nach Gerechtigkeit, aber auch nach Rache kann hier dichterisch ausgelebt werden. In der Hölle werden die politischen Feinde gegeißelt, auch Päpste finden sich in der Hölle. Nimmt man die Bedrohung durch die drei Tiere, Löwe, Wolf und Gepard am Anfang des Werkes ernst, handelt das Werk von einer Bedrohung. Und vielleicht ist hier die Verbindung zu heute. Wir leben in einer unsicheren, fragilen Welt, in der eine Apokalypse modernen Ausmaßes nicht mehr unmöglich scheint. in der es nicht um Gerechtigkeit geht, sondern um den Mißbrauch von Macht, der Habgier und der Wollust geht. Löwe und Wolf kommen als `America First`und im Gewand der Finanzwelt daher. Der Gepard wird in der #metoo - Debatte` angeklagt.
Wenn die anderen die Hölle sind, um es mit dem Kernsatz aus Satres `Geschlossener Gesellschaft`zu sagen, wer sind dann wir. Hölle oder Opfer? Oder verändern wir uns ständig in Abhängigkeit davon, wer uns ansieht? Die Hölle sind auch wir. Eine besondere Hölle hat Julie Zeh in ihrem Roman Ùnterleuten`beschrieben. Dort heißt es auf der letzten Seite: `Von der Theke her sagte Silke, dass es komisch sei, wie sich immer alles ändere und irgendwie trotzdem genau wie früher bleibe.`"